Hochtour auf den Großglockner
Samstag 13.07. & Sonntag 14.07.2013
Lucknerhaus- Stüdlhütte- Adlersruhe- Großglockner- Adlersruhe-
Lucknerhaus
Nach der Tourenwoche am Großvenediger, hatten sich ein paar von
uns kurzfristig entschlossen, den Aufenthalt in den Hohen Tauern um ein Wochenende zu verlängern und mit einem Bergführer noch Österreichs höchsten Berg, den Großglockner (3798m) zu
besteigen. Dieser
Gipfel steht wohl bei den meisten ambitionierten Bergsteigern auf der Wunschliste. Begangen
haben wird die sogenannte Normalroute – also die Tour über Stüdlhütte und Adlersruhe auf
den Gipfel.
Samstagmorgen, 8:30Uhr: Nach der Abfahrt von der Johannishütte hinunter ins Tal, fahren wir zunächst an Matrei vorbei Richtung Lienz und biegen bei Huben links ab nach Kals. In Höhe Kals dann rechts auf die Kalser Glocknerstraße und 7km bis zum großem Parkplatz des Lucknerhauses (1920m), unserem Ausgangspunkt für die Hochtour. Hier lassen wir das Auto bis zum nächsten Tag stehen.
Der Hüttenanstieg führt uns zunächst vom Parkplatz am Lucknerhaus über einen schmalen Weg rechts des Baches und später über einen breiten Fahrweg links davon hinauf. Nach einer Stunde kommen wir an der bewirtschafteten Lucknerhütte (2241m) vorbei und weitere eineinhalb Stunden später sind wir an der Stüdlhütte. An der gut geführten und Mitte der 90er Jahre neu errichteten Alpenvereinshütte, der Sektion Oberland, machen wir erst mal eine etwas längere Mittagspause.
Danach gehen wir von der Stüdlhütte Richtung Nordosten los, queren zunächst ein verschneites Schotterfeld und erreicht schließlich das Ködnitzkees. Mit Steigeisen und Angeseilt steigen wir den zunächst flachen Gletscher hinauf und steuern dabei in einem weiten Rechtsbogen auf das nordöstliche Gletscherbecken zu. An dessen rechten Rand beginnt im Fels der mäßig schwierige Klettersteig zur Adlersruhe hinauf. Dieser, an den ausgesetzten Passagen Drahtseil-versicherte Klettersteig, endet direkt vor der aussichtsreichen Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe (3451m).
Da man für die Tour auf jeden Fall eine Übernachtung einplanen sollte, quartieren wir uns auf der Hütte ein. Es ist Ansichtssache, ob man lieber weiter unten auf der komfortableren Stüdlhütte schläft, oder auf der Erzherzog-Johann-Hütte. Der Vorteil der Adlersruhe ist natürlich, dass man in der Früh schon einen großen „Vorsprung“ gegenüber jenen hat, die dann erst von der Stüdlhütte aus losgehen. Allerdings teilt man sich diesen „Vorteil“ auf der Adlersruhe, an einem schönen Wochenende, mit rund 100 anderen Bergsteigern und ohne fließendes Wasser.
Um halb zehn ziehen wir uns ins Matratzenlager zurück, denn morgen geht es sehr früh raus.
Sonntagmorgen, 4:30Uhr: Ungewaschen und ohne Frühstück ziehen wir im Schein der Stirnlampen los. Direkt hinter der Hütte legen wir die Steigeisen an und gehen zunächst einen Firnrücken entlang und schließlich das steile und vereiste Glocknerleitl (Gletscher -40°) hinauf, bis wir auf der Schulter am Ostgrat des Kleinglockners stehen.Vor allem bei vereisten Verhältnissen ist hier ein absolut sicherer Tritt gefordert!
Sofern der
Fels nicht komplett unter Schnee liegt, beginnt ab
hier das Felsklettern. Wir lassen hier die Steigeisen und Eispickel zurück. Wer auf den Großglockner geht, sollte schwindelfrei sein, denn gerade die Überschreitung des Kleinglockners ist äußerst
ausgesetzt. Gerade dort aber staut es sich oft und man muss manchmal an etwas ungünstigen Stellen dem Gegenverkehr ausweichen.Sicherungsstangen helfen dem Bergsteiger, ohne
viel Aufwand sich selbst und schließlich die Nachsteigenden zu sichern.
Die meisten Kletterstellen weisen bei dieser Tour im aperen Zustand den II. Schwierigkeitsgrad auf, doch die Überschreitung des Kleinglockners (3770m) ist sehr exponiert. Den Abstieg vom Kleinglockner in die Scharte zwischen Klein- und Großglockner erleichtert ein Drahtseil. Dann überschreitet wir die schmale, einige Meter lange Glocknerscharte mit atemberaubenden Tiefblicken rechts in die Pallavicinirinne und links in die Südrinne. Nach dem geglückten Balanceakt muss man auf der anderen Seite beim Aufschwung zum Hauptgipfel noch einmal kräftig zupacken und vor allem auf den ersten paar Metern stets nach den geeigneten Griffen und Tritten suchen.
Über plattigen Fels gelangen wir schließlich, nach ca. 1.5Std. und pünktlich zum Sonnenaufgang, auf den Gipfel des Großglockners (3798m) und genießen eine sagenhafte Aussicht. Sie reicht von den Julischen Alpen, über einzelne Gipfel der Dolomiten bis hin zum Ortlermassiv.Und Gegenüber lugt der Großvenediger als runder Buckel aus seinem gleißend weißen Gletschergewand hervor.
Nach ca. 15 Minuten auf dem Gipfel und ein paar obligatorischen Fotos, machen wir uns an den Abstieg. Lediglich eine Seilschaft war an diesem Morgen schon vor uns hier oben, was bedeutet, das uns alle anderen jetzt entgegen kommen. Auch nun ist deshalb absolute Vorsicht und Konzentration erforderlich – und Rücksichtnahme! Nach dem Abstieg durch das, in der Morgensonne schon etwas angetaute, Glocknerleitl, löst sich beim Gang über das lange Firnfeld in Richtung Hütte, langsam die Anspannung und weicht einem breiten Grinsen!
In der Hütte, in der mittlerweile rege Betriebsamkeit herrscht, Frühstücken wir erst mal gemütlich, bevor wir uns über den Klettersteig unterhalb der Hütte, zurück auf das Ködnitzkees begeben. Von hier gehen wir angeseilt und mit Steigeisen über lange Schneefelder stetig talabwärts. Unterhalb der Stüdlhütte treffen wir wieder auf die Aufstiegsroute, auf der wir in rasendem Tempo wieder zum Parkplatz am Lucknerhaus gelangen. Nach kurzer Autofahrt erwischen wir in Lienz um kurz nach elf noch den Zug in Richtung Deutschland. Eine außergewöhnliche Touren Woche ist(leider) zu Ende!
Gehzeit ca. Std., 8.5km, ▲ 1850hm, ▼ 1850hm
Kartenmaterial:
Alpenvereinskarte, 1:25000, Blatt 40 „Glocknergruppe“
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